Spitzbergen – polarer Skitourentraum
Stell Dir vor, Du wohnst in einer Hütte, die sich bewegt. Während Du schläfst, fährt die Hütte ins nächste, traumhafte, Skitouren Gebiet. Klingt verrückt? Die Krönung kommt erst. Die Hütte schwimmt im Polarmeer rund um Spitzbergen und ist unser Segelschiff „Ocean B“. Der Hüttenwirt wird Captain genannt und wir werden bestens mit polnischer Küche versorgt.
Aber der Reihe nach.
Als wir nach Flug via Oslo in Longyearbyen an Bord gehen, sieht die Welt gar nicht so rosig aus. Der Himmel verhangen und jede Menge Wind. Das hat leider auch Seegang zur Folge. Bei mir Landratte, sorgt das kurz nach Ablegen für unangenehme Nebenwirkungen. Zum Glück steuern wir ruhiges Gewässer in der Ymerbukta an und kurz nach dem Ankern falle ich in einen tiefen und erholsamen Schlaf.
Anderntags lassen wir uns trotz schlechter Sicht vom Beiboot an Land bringen. Kaum setzen sich unsere Skitourenski in Bewegung, schon beginnt die Sonne durch die Nebelschwaden zu blinzeln. Der Gletscher, der sich direkt neben uns ins Meer ergießt, wird angestrahlt und wir überblicken ein gigantisches Skitourenparadies. Die Sonne werden wir sprichwörtlich nicht mehr los, bis wir nach sieben Tagen wieder an Land gehen. Denn neben durchgehend perfektem Wetter ist es in diesen Breitengraden ja auch nachts hell.
Spätestens nach der ersten Skitour wird uns allen klar, langweilig wird uns hier nicht. Denn wo das Auge hinfällt, sieht es perfektes Skitourengelände. Büsche, Wälder, Forststraßen – Fehlanzeige. Die untere Hälfte, die in den Alpen oft nur mäßigen Skispaß bietet, fällt hier im hohen Norden weg. Nach der Tour werden wir vom Dingy abgeholt, das Abendessen steht schon auf dem Tisch.
Wenn man das Haar in der Suppe suchen möchte, ist es hier das Gewehr, das ständig dabei sein muss, um sich im Notfall gegen Eisbären verteidigen zu können. Wir sehen zum Glück, oder auch leider, die ganze Woche keines der beeindruckenden weißen Tiere.
Nach dem Abendessen fahren wir weiter. Dies soll der Rhythmus werden, auf den wir uns sehr zügig einstellen. Nie gestresst. Ob man hier um neun, oder um elf startet ändert kaum etwas, denn Dunkel wird’s nicht und Spuren anderer Skifahrer gibt es zwar, aber auch genug Alternativen. So geht unsere Reise gemächlich weiter in Richtung Norden.
Einen absoluten Highlight Tag erleben wir am Prins Karls Forland, einer vorgelagerten Insel mit Bergen bis über 1.000 m Höhe. Das Meer ist nach mehreren Tagen Sonnenschein und Windstille glatt wie ein See und wir „müssen“ sogar zweimal durch unverspurtes Gelände aufsteigen, weil der Schnee so staubt. Bei der abendlichen Weiterfahrt mit dem Boot, sonnen sich zahlreiche Walroße auf Eisschollen, die zum Greifen nah und in magischem Licht an uns vorbei treiben.
Jetzt könnte ich noch von der Überschreitung nach Ny-Alesund, der nördlichsten dauerhaft bewohnten Siedlung der Welt, erzählen. Von den Museen dort und in Longyearbyen. Von Reentieren, Zeppelinen und Taumelnden Skitourengehern… Aber ich schlage vor ihr seht es Euch selbst mal an. Viel Spaß im hohen Norden.