Skitouren in Georgien
Georgien? Kaukasus? Wo genau ist das? Ich bin sicher nicht der Einzige, der erstmal die Landkarte bzw. Google-Maps befragt. Zwischen Russland im Norden und der Türkei, Armenien und Aserbaidschan im Süden hat Georgien bewegte Zeiten hinter und womöglich auch vor sich. Selten habe ich mich allerdings in einem Land so sicher gefühlt, wie dort.
Flug nach Kutaissi:
Auch die Stadt in die unser Flieger geht sagt mir erstmal nichts. Mit einer Billigflug Airline zahlen wir erschreckend wenig für den ca. 4,5 stündigen Hin- und Rückflug und landen um 2.00 Uhr morgens (nach deutscher Zeit ist es immerhin erst 23.00 Uhr) auf dem Mini Flughafen von Kutaissi in Georgien. Es empfiehlt sich hier gleich eine Pre-Paid Handy Karte zu kaufen. Die Netzabdeckung ist gut und sogar Auslandstelefonate mit der georgischen Karte sind super günstig.
Weiterreise nach Mestia:
Wir werden bereits erwartet und zur Ankunft gibt es gleich mal Wein. Der erste Toast wird gesprochen. Der erste, aber ganz sicher nicht der letzte. Die Georgier sind ein trinkfreudiges Volk und lassen ihre Gäste sehr gern an ihren alkoholischen Köstlichkeiten Teil haben. Irakli, unser Fahrer, unsere gute Seele und bald auch unser Freund, bringt uns in tiefster Nacht über abenteuerliche Straßen sicher nach Mestia in der Region Svanetien. Das Bergdorf Mestia wird in den nächsten Tagen unser Stützpunkt sein. Von Kutaissi erreicht man es in 4-5 Stunden Autofahrt. Knapp 250 km sind es von Kutaissi nach Mestia, Luftlinie sogar nur ca. 80 km. Allerdings führen die wilden Straßen herum um die Berge des kleinen Kaukasus, die im Wege stehen, und bringen uns genau an den Fuße des großen Kaukasus.
Mestia und Umgebung:
Als wir bei Sonnenaufgang und strahlendem Wetter in Mestia ankommen staunen wir nicht schlecht über die Berge, die uns umgeben. Uschba (4737 m) und Tetnuldi (4858 m) sind sozusagen die Hausberge, auch der Elbrus ist nicht weit (wenigstens geografisch, da der Elbrus auf russischer Seite liegt ist mindestens ein Umweg über die zuständige Visa Stelle nötig). Bis auf letzteren vielleicht, Bergnamen, die einem Alpenländer nicht unbedingt etwas sagen, nach ihrem Anblick, vergisst man die Namen aber sicher nicht mehr so schnell.
Auch im Dorf mit seinen berühmten Wehrtürmen fühlen wir uns gleich wohl. Einfaches, aber sehr gemütliches Hotel, freundliche Leute und wie sich bald herausstellt fantastisches Essen. Eine Gastfreundschaft, die ihres gleichen sucht. Ich habe versucht mal kurz ein Brot zu kaufen. Am Ende war ich ca. 1 Stunde beim „Bäcker“, ich durfte nichts fürs Brot bezahlen und war leicht angetrunken. Ganz ähnlich geht’s uns die ganze Woche immer wieder.
Rund um Mestia gibt es zwei Skigebiete. Das Gebiet Hatsvali mit ca. 5 Sesselliften (seit 2017 gibt es einen der bis direkt nach Mestia hinunter geht). Und das Tetnuldi Skiresort direkt am Fuße des gleichnamigen Berges.
Wir sind Mitte Dezember früh dran, die Skigebiete haben noch geschlossen und wir sind weit und breit die einzigen Skitouristen. Wir genießen den Saisonauftakt mit Skitourenequipment. Am Anfang der Woche müssen wir dem Schnee noch etwas entgegenfahren denn unten in Mestia liegt noch keiner. Aber schon am zweiten Tag in Mestia schüttelt Frau Holle die Kissen und die ersten 20 cm Neuschnee fallen.
Ushguli:
Nach den ersten guten Skischwüngen verlagern wir für eine Nacht unser Basecamp und fahren ca. 2 Stunden in den Ortsverbund Ushugli, der zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Die Straße zwischen Mestia und Ushguli wurde in den letzten Jahren stark ausgebaut. Ganz ist die Straße 2018 noch nicht fertig. Vor allem die alten Straßenabschnitte sind nichts für Passagiere mit Höhenangst. Wir sind froh einen Fahrer zu haben, dem wir zu 120 % vertrauen.
Der malerische Ort, noch mehr Wehrtürme, sehr viel Neuschnee und zwei extrem einsame Skitouren sind wohl der Grund, dass wir gar nicht mehr weg wollen aus Ushguli. Nachdem hier kein Winterdienst unterwegs ist und der Rückweg tief eingeschneit ist, sind wir gar nicht so sicher, ob der Wunsch hier zu bleiben vielleicht tatsächlich in Erfüllung geht. Irakli ist sich allerdings sicher… kein Problem für sein Auto. Aber bei dem anhaltenden Schneefall hat er’s dann doch etwas eilig loszukommen und wirkt auch nicht mehr ganz so überzeugt. Für uns ist die Rückfahrt genauso aufregend wie die Skitour kurz davor, aber am Ende läuft alles wie geschmiert.
Georgien – bis bald:
Nach dem Neuschnee kommt wieder das schöne Wetter und wir genießen zwei Skitourentage wie aus dem Bilderbuch. Wenn man schon an den ersten Tagen der Saison den Reißverschluss der Jacke bis ganz oben zu machen muss liegt die Messlatte hoch. Der Winter 2018/19 muss auch in den Alpen ein guter werden…
Den Kaukasus und Georgien werden wir in guter Erinnerung behalten. Dank der Georgier, dank der Berge und dank dem guten Schnee. So ähnlich hat er dann auch geklungen mein letzter Toast in und auf Georgien. Bis bald Du schönes Land.